Nicht von ungefähr ist GOAT ISLAND zur Zeit eine der aufregendsten, politischsten und provokativsten Theatergruppen Nordamerikas. Ihre Stücke, welche die Verunsicherungen und Umwälzungen in der amerikanischen Gesellschaft wiederspiegeln, stehen im krassen Gegensatz zum Bild relativer Stabilität, das die USA in ihren Beziehungen zur übrigen Welt noch immer ausstrahlen, einer Welt, die sie wirtschaftlich, kulturell und militärisch weiterhin dominieren. GOAT ISLAND widersetzt sich diesem Vormachtsanspruch, was sie in ihrem Lande suspekt und abseitig macht. Die Truppe befasst sich vor allem mit Menschen ohne festen Platz und Status, Menschen, deren Tode nicht zählen und nicht zu zählen sind. "lt's Shifting, Hank" (1993), ihre bisher vierte Produktion, wendet sich einem Themenkreis zu, den man mit der Frage umschreiben könnte: "Wie konntest du an einem so wunderschönen Ort unglücklich sein?" Es geht um rassistische lntoleranz als respressive Reaktion auf Krankheit. Das Stück verbindet choreographische Sequenzen mit Post-Punk-Rockmusik, Filmtexten ("To Sir With Love") und postfaschistischen Radioaussagen des amerikansichen Schriftstellers Ezra Pound und befasst sich mit Sterblichkeit, Erotik und den Gesten menschlicher Aufmerksamkeit. Die eindringliche Aufführung arbeitet mit mehrschichtigen, antitänzerischen Choreographien, welche die Ausdauer der Spieler bis an die Grenzen des Zusammenbruchs treiben. GOAT ISLAND scheut keine Risiken, setzt eigene Masstäbe und sprengt vertraute Normen. Darin liegt die Schwierigkeit, GOAT ISLAND zu beschreiben und einzuordnen. Ihre Arbeit verlangt eine neue Betrachtungsweise, die sich von verschiedenen Bereichen herleiten : Tanz, Gymnastik, Theater, Wasserball, Performance, Schaustück.